Katharina Blumenschein ist seit Sommer 2020 frischgebackene Raumausstatter-Meisterin. Schon während ihrer Gymnasialzeit, streifte die 25-Jährige Stuttgarterin oft der Gedanke, Raumausstatterin zu werden. Die Verbindung von Kreativität und Handwerk war ganz ihr Ding – doch hatte sie auch großen Respekt vor der Ausbildung. Dann kam dieser Mittwoch im August 2014.
Eigentlich kann sie alles ihrer Oma verdanken. Denn diese war es, die im Sommer 2014 mit Tochter und Enkelin zur Raumausstattung Becker nach Korntal gehen wollte, um sich einen schönen Boden für ihre neue Wohnung auszusuchen. Mama Blumenschein überzeugte dann ihre Tochter Katharina, zum Raumausstatter mitzugehen. Das Abi frisch in der Tasche, gefiel es Katharina Blumenschein in der Raumausstattung Becker dann tatsächlich so gut, dass sie direkt nach einem Praktikumsplatz fragte. Der findige Chef brachte sie jedoch auf eine andere Idee. „Es ist August, es sind Handwerkerferien, bewirb dich doch lieber gleich auf einen Ausbildungsplatz.“ Gesagt getan. Sie schrieb eine offizielle Bewerbung und ging zum Bewerbungsgespräch, was ihr wichtig war, denn ein Heidenrespekt vor der Ausbildung blieb. „Ich hatte einfach Angst davor, die komplette Ausbildung nur auf den Knien rumzurutschen“, schmunzelt die heutige Raumausstatter-Meisterin.
Das Geschick von den Opas
Schließlich wäre studieren ja auch eine Option gewesen. „Vielleicht Architektur oder etwas mit Mode, das hätte ich mir beides gut vorstellen können,“ so Blumenschein. Aber eigentlich war sie mehr am Praktischen, am Handwerklichen interessiert. Noch konkreter: an der Verbindung von Kreativität mit Handwerk. „In den verschiedenen Tests, die man während des Abiturs zur Berufsfindung macht, punktete ich immer bei handwerklichen Dingen. Das muss ich von meinen Opas vererbt bekommen haben,“ lacht sie.
Als Joachim Becker, Chef der gleichnamigen Raumausstattung in Korntal, ihr dann einen Ausbildungsplatz anbot, zögerte sie nicht und begann im September 2014 ihre Ausbildung in Korntal. Schon nach wenigen Wochen war ihr klar: „Das ist genau mein Ding.“ Hier war er doch, der Job der Kreativität mit Handwerk auf wunderbare Art und Weise miteinander verband: Sei es das Arbeiten mit Stoffen, mit verschiedenen Materialien, was sie toll fand, aber auch die Themen Wohnen und Bauen waren spannend für sie. „Mir war ziemlich schnell klar, dass die Ausbildung eine tolle Grundlage ist und ich danach den Meister draufpacken werde“, sagt sie heute rückblickend.
Start ohne Corona
2019 war dann der Startschuss für die Meisterschule in Stuttgart. Heute ist sie sehr froh darüber, dass sie mit ihrer „Meisterklasse“ einen normalen Start ohne Corona hatte und sie auch als Klasse Zeit und Raum hatten, zusammen zu wachsen und Freundschaften zu knüpfen. Sie bekamen die Möglichkeit, einige Firmen im Umkreis besuchen zu dürfen, dort Schulungen zu erhalten und sogar die Produktionsstätten zu besichtigen. Die bekannte Fußbodentechnik-Firma Uzin Utz war darunter, aber auch andere namhafte Firmen wie Findeisen, Nora Systems oder döfix-Döhlemann in Weilheim an der Teck. Und dann kam Corona einhergehend mit dem Lockdown und es war für alle eine neue, ungewohnte Situation. Theoretische Inhalte wurden den Schülern via Onlineunterricht vermittelt und die praktischen Stunden wurden so gut es ging nachgeholt – dank einer guten Organisation konnten die Schüler sogar während der Ferien in die Schule, um dort zu arbeiten. „Dann rückte unsere Meisterfeier näher und wir freuten uns so sehr darauf. Auch haben wir mit viel Herzblut darauf hingearbeitet, um unsere Meisterkojen präsentieren zu dürfen,“ so Blumenschein. Doch Corona hat ihnen auch hier einen Strich durch die Rechnung gemacht und so war es zwar möglich, der Familie und Freunden in einem kleinen, gut organisierten Rahmen doch die Kojen zu präsentieren, aber statt der großen Meisterfeier wurde anschließend im kleinen, privaten Rahmen gefeiert.
Trendforscher
Auch im Arbeitsalltag in der Raumausstattung wurden neue Erfahrungen in der Corona-Zeit gemacht. Aufgrund der Verordnungen haben sie sich im Korntaler Betrieb dazu entschlossen, die Türen ausschließlich für geplante Kundentermine zu öffnen. „Meistens hat jeder Nachteil ja auch einen Vorteil“, resümiert sie. „Wir hatten jetzt mehr Zeit, auf jeden Kunden speziell einzugehen. Und zudem haben wir die Zeit genutzt, um unsere Verkaufsfläche umzugestalten, denn als Raumausstatter sind wir natürlich auch Trendforscher und das lassen wir gerne in die Gestaltung unserer Ladenfläche einfließen.“
Goldener Boden
Wie sicher ist die Branche? Wie wirkt sich die Pandemie ihrer Meinung nach auf das Handwerk aus? „Das Handwerk wird immer gebraucht. Es hat goldenen Boden“, ist sie sich sicher. Eine Pandemie könne nichts daran ändern, dass Menschen gerne wohnen und in ihr Zuhause investieren würden. Aktuell sogar mehr denn je, weiß sie. Gerade die jüngeren Kunden, die nun mehr Zeit daheim verbrächten würden in Wohnlichkeit und Behaglichkeit investieren, und damit in Gardinen, Vorhänge und schöne Teppiche. Auch der Sicht- und Blendschutz im Home-Office sei derzeit sehr gefragt. „Natürlich gibt es auch Kunden, die Angst davor haben, Handwerker derzeit bei sich zu haben. Aber das sind die Ausnahmen. Außerdem bin ich fest davon überzeugt, dass wir diese Aufträge einfach zu einem späteren Zeitpunkt ausführen“, so Blumenschein.
Trotz der momentanen Ausnahmesituation blickt die 25-Jährige sehr positiv in die Zukunft und freut sich auf die kleinen Dinge und einfach wieder auf die Normalität – auf einen entspannten Kaffee mit Freunden oder ein Abendessen mit der Familie. Und auch auf einen informativen Messebesuch mit den Kolleginnen und Kollegen der Meisterschule. „Am meisten fehlt mir momentan das Lächeln meiner Mitmenschen; sei es beim Einkaufen im Supermarkt oder bei uns in der Kundenberatung. Durch Distanz und Maske ist es schwieriger geworden, einen Draht zum Kunden zu bekommen und auf Anhieb seine Meinung zu den vorgelegten Produkten zu bekommen“, sagt sie nachdenklich. Aber die Zeiten werden sich wieder ändern, davon ist sie felsenfest überzeugt.
#GenerationHandwerk
Ein großes Anliegen ist ihr der Nachwuchs in der Raumausstatter Branche. „Die angehenden Azubis sollen quasi von ihrer Generation lernen und vermittelt bekommen, dass Handwerk Spaß macht und richtig cool sein kann – gerade für junge Menschen“, so Blumenschein. Deshalb arbeitet sie auch beim Gesellenprüfungsausschuss der Raumausstatter mit und bleibt so am Puls der Zeit. Als eine Mitschülerin ihr dann die Organisation #GenerationHandwerk vorstellte, wollte sie Teil davon sein. „Für mich steht die GenerationHandwerk für Zukunft, Entwicklung und meine Generation,“ sagt die engagierte Raumausstatterin.